Sex und Erotik – Leben ohne Sündenfall

Eine spannende „Was wäre wenn“-Frage ist: Was wäre wenn … es keinen Sündenfall gegeben hätte?
(Dazu habe ich für das Messemagazin zur Leipziger Buchmesse 2017 einen Artikel geschrieben, weil Science Fiction manchmal so tut, als gäbe es in der Zukunft keinen Sex – oder alles bliebe wie gehabt. Hier ein Auszug:)

Sie halten diese Frage für weit hergeholt? Weil der Sündenfall nur eine alte Geschichte ist? Haben Sie mit Facebook zu tun? Oder begegnen Ihnen verschleierte Frauen auf der Straße? Dann begegnen Ihnen Folgen des Sündenfalls, ob Sie an ihn glauben oder nicht.

Das klingt Ihnen zu schräg? Sie denken, ich wäre ein seltsamer Spinner? (Das kann natürlich sein, aber das wäre ein anderes Thema. 🙂 ) Ich bin auf diesen Zusammenhang gestoßen, weil mein Volk der Lantis schon vor fünfundsechzig Millionen Jahren gelebt hat. Da hat es natürlich noch keinen Sündenfall gegeben, denn die Bibel und ihre Geschichten existierten noch nicht. Wenn ich dieses alte Volk nun in unserer heutigen Zeit mittels Gentechnologie wiedererwecke, bringen sie ihre alte Art zu leben mit. Logischerweise muss ich mich fragen, was ist denn anders daran? Und hier sind wir schon bei der Frage: Was wäre wenn …?

Was ist denn damals passiert, bei diesem ominösen Sündenfall? Ursprünglich haben Adam und Eva im Paradies gelebt. Sie waren nackt und alles war prima. Dann hat sich Eva vom Teufel verführen lassen. (Beachten Sie: die Frau!) Anschließend hat sie Adam verführt (die Frau den Mann). Jetzt fällt den Beiden plötzlich auf, dass sie nackt sind und dass das ein Grund ist, sich zu schämen. Sie basteln sich behelfsmäßige Kleidung, die später von Gott perfektioniert wird. Anschließend schmeißt Gott sie aus dem Paradies raus.

Soweit in aller Kürze die alte Geschichte, die bis heute nachwirkt. Wie das kommt? Diese Geschichte bildet die Basis der heiligen Schriften, die das Judentum geprägt haben, später das Christentum und dann auch noch den Islam. In allen Kulturen, die von einer dieser Religionen geprägt sind, gibt es seltsame Einstellungen zu Sexualität und zur Stellung der Frau. Das fällt besonders auf, wenn man sich einmal Bilder und Tatsachen vor Augen führt, die in menschlichen Kulturen normal waren, BEVOR eine der drei Religionen zugeschlagen hat.

Bei den Olympischen Spielen im antiken Griechenland sind die Athleten nackt angetreten. Die Zuschauer konnten durchtrainierte, eingeölte und perfekte Körper bewundern. In der Öffentlichkeit gab es Skulpturen schöner nackter Körper, bis die Christen kamen und ihnen die Geschlechtsteile abgeschlagen haben. Aua! Nebenbei: Kürzlich hat Facebook das Bild einer griechischen Skulptur zensiert, auf der etwas „Unanständiges“ zu sehen war. Facebook erlaubt keine Bilder mit Brustwarze, genauso verbietet Amazon entsprechende Cover. Sonst würden die Christen in den USA auf die Barrikaden gehen. Folge des Sündenfalls.

Haben Sie schon einmal Wandbilder aus dem alten Ägypten gesehen? Dort laufen die Frauen freizügig herum. Transparente Stoffe waren beliebt, schöne Körper hat man gezeigt. Nebenbei: Frauen konnten als Single leben, einen Beruf ausüben und sogar Priesterinnen werden. Ups. Wie laufen Frauen in Ägypten heute herum? Und haben Sie schon einmal eine Priesterin gesehen?

Spannende Fragen. Zu weitreichend, um sie hier in ein paar wenigen Zeilen zu beantworten. Aber auch zu spannend, um so zu tun, als gäbe es sie nicht. Tja, wie wäre denn nun ein Leben ohne den Sündenfall? Darüber kann man wunderbar spekulieren, und sie dürfen jetzt gerne ihre eigene Fantasie anwerfen. Meine Lantis jedenfalls gehen sehr entspannt mit Sexualität um. Es macht ihnen nichts aus, nackt zu sein. Im Gegenteil: Nackt sein ist für sie ein mächtiges Symbol. Es bedeutet: Seht her, ich habe nichts zu verbergen, du kannst mir vertrauen. Das bringt Anne, meine menschlich geprägte Hauptperson, in mächtige Konflikte, als sie in eine Vertrauensposition erhoben werden soll. Erotische Erlebnisse sind unter Lantis eine beliebte Verhandlungsmasse. „Dafür schuldest du mir etwas.“ „Na gut, eine Nacht.“ „Das ist mehr wert. Unter zwei tu ich’s nicht.“ Sex macht Ihnen einfach nur Spaß. (Erinnern Sie sich? Die Scham kam erst mit dem Sündenfall.) Also gibt es regelrechte Wettbewerbe, erotische Künstler, die man nachahmt. Lassen Sie einfach mal Ihre eigenen Gedanken laufen.

Erwarten Sie aber jetzt keine erotischen Geschichten oder gar pornographische Szenen in meinen Büchern. Das ist nicht mein Ding. Es gibt nur wenige Andeutungen, aber die gehören dazu, weil die spannenden Geschichten eben im realen Leben stattfinden und nicht in einer fernen Galaxie.

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